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So gelingt Kompetenzorientierung in der Lehre

Kompetenzorientierte Lehre fokussiert den gesamten Lernprozess darauf, die Studierenden beim Erwerb von Handlungsfähigkeit zu begleiten. Learning Outcomes werden im Hinblick auf das Lernen der Studierenden so formuliert, dass neben dem reinen Fachwissen (knowing what) auch dessen Anwendung, Weiterentwicklung und Nutzung (knowing how) in die Lehre integriert werden. Eine faire und valide Prüfung sowie transparente Kriterien sind von Beginn an Teil des Lernprozesses und ermöglichen eine anspruchsvolle Lehre auf Augenhöhe.

Kurz erklärt: Was bedeutet Kompetenzorientierung in der Lehre?

Kompetenzorientiert zu lehren heißt, den Fokus konsequent auf die so genannten Learning Outcomes zu richten. Dabei gilt es, den gesamten Lehr- und Lernprozess aus der Perspektive der Studierenden zu denken und zu konzipieren. Lernziele sind klar und transparent zu formulieren. Handlungskompetenzen stehen im Vordergrund. Allein Fakten und Wissen auswendig zu lernen, um eine Prüfung zu bestehen, ist nicht das Ziel.

Schritt für Schritt zur kompetenzorientierten Lehre

Kompetenzorientiertes Lehren rückt Handlungen in den Vordergrund. Die zentrale Frage lautet: Was sollen Studierende am Ende einer Lehrveranstaltung oder am Ende des Studiums können? Diese Handlungen werden in den Learning Outcomes formuliert.

  • Formulieren Sie die Learning Outcomes pro Lerneinheit unmissverständlich.
  • Nennen Sie konkrete Handlungskompetenzen, die erworben werden sollen.
  • Legen Sie fest, wie die Leistung überprüft wird.
  • Definieren Sie das Anforderungsniveau der Prüfung.
  • Achten Sie darauf, dass Prüfungsformat und -aufgaben dem Anforderungsniveau entsprechen.
  • Bestimmen Sie die Lernaktivitäten, die nötig sind, um die Lernziele zu erreichen.
  • Berücksichtigen Sie, dass die Studierenden ihre Lernaktivitäten am Anforderungsniveau der Prüfung ausrichten.
  • Beurteilen Sie die Anforderungen von Lernzielen, Lernaktivitäten und Prüfungsformen anhand der Lernzieltaxonomie.

Constructive Alignment: Lehren und Prüfen Hand in Hand

Kompetenzorientiertes Lehren orientiert sich am so genannten Constructive Alignment: das Ziel, die Wege zum Ziel und die Prüfung werden konsequent aufeinander abgestimmt. Geprüft wird, was im Ziel beschrieben ist. Sollen die Studierenden z. B. ein Marketingkonzept für ein Unternehmen erstellen, dann müssen Prüfungsform und -aufgabe dazu auffordern, das Konzept zu erstellen und in geeigneter Form (z. B. Hausarbeit, Lernportfolio, Kurzfilm etc.) zu präsentieren. Statt Fachbegriffe oder Formeln auswendig zu lernen, arbeiten die Studierenden an verschiedenen Aspekten, die nötig sind, um das Konzept zu erstellen. Bewertet werden das fertige Produkt und/oder der Entstehungsprozess, um ggf. aus Fehlern zu lernen.

Video: Constructive Alignment von Zentrum für Lehrentwicklung (ZLE), YouTube, Lizenz: CC BY 4.0

Learning Outcomes klar formulieren

Learning Outcomes beschreiben die Kompetenzen, die Studierende am Ende eines Lernprozesses erworben haben sollen. Was in diesen intendierten Lernergebnissen formuliert wird, muss auch gelehrt und geprüft werden. Es ist wichtig, dass die Learning Outcomes lupenrein formuliert sind, damit Anforderungen und Ergebnisse transparent bleiben und die Kommunikation mit den Studierenden gelingt. Und nicht zuletzt dient diese Transparenz dazu, eine valide und faire Prüfung zu konzipieren. Learning Outcomes sollten zudem fachspezifisch formuliert sein.

Nutzen Sie die WAS-WOMIT-WOZU-Struktur, um die Learning Outcomes zu formulieren.

  • WAS genau können die Studierenden am Ende der Lehrveranstaltung tun?
  • Welche Kompetenz wird geprüft?
  • Beschreiben Sie das WAS auf der höchsten Taxonomiestufe, die Sie für realistisch erreichbar halten.
  • Formulierung: Die Studierenden können…
  • WOMIT erreichen die Studierenden die Kompetenz?
  • Welche Werkzeuge werden benötigt, um die Kompetenzen auszuüben?
  • Benennen Sie Formeln, Modelle, Pläne, Begriffe etc., deren Ineinandergreifen für ein kompetentes Handeln erforderlich ist.
  • Formulierung: …indem sie…
  • WOZU ist diese Kompetenz gut?
  • Für welchen (langfristigen) Zweck sollen die Kompetenzen erworben werden?
  • Beschreiben Sie den nächsten Schritt, den Studierende gehen können, wenn sie das, was sie gelernt haben, sicher beherrschen.
  • Formulierung: …um später…
Video: Learning Outcomes von Zentrum für Lehrentwicklung (ZLE), YouTube, Lizenz: CC BY 4.0

Lernräume und Prüfungen konzipieren

Lernräume und Prüfungen lassen sich umso einfacher konzipieren, je konkreter die Learning Outcomes formuliert sind. Hier wird noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, Handlungen zu nennen. Diese sind zum einen praktischer Natur, wie sie in Laboren, Praxisprojekten oder anderen konkreten Anwendungsfeldern vorkommen. In Bezug auf akademisches Lernen ist aber auch jedes kognitive Handeln gemeint. Reine Verben hingegen beschreiben keine Handlung, sondern mentale Zustände. Diese können weder beobachtet noch in einer Prüfung verlässlich und fair bewertet werden.

Handlungen ?Verben ?
Berechnungen durchführenkennen
Theorien in eigenen Worten wiedergebenverstehen
Hypothesen erstellen und begründenwissen
eine Situation im Hinblick auf bestimmte Kategorien analysierenbeherrschen

Um die zu den jeweiligen Anforderungen passenden Verben klar zu kategorisieren, hilft ein Blick auf die Taxonomiestufen nach Benjamin Bloom.

Typen und Stufen von Lernzielen

Um in der Lehre vom Einfachen zum Schwierigen, vom Überschaubaren zum Komplexen voranzuschreiten, ist eine Einordnung kognitiver Lernziele hilfreich. Die Taxonomie kognitiver Lernziele nach Bloom ermöglicht diese Einordnung anhand verschiedener, aufeinander aufbauender Lernstufen. Schematisch kann die kognitive Lernzieltaxonomie wie folgt dargestellt werden:

  • Studierende haben eine Definition oder Formel auswendig gelernt.
  • Die Prüfung stellt fest, ob die Definition exakt wiedergegeben wird.
  • Unklar bleibt, ob die Studierenden verstanden haben, was sie schreiben.
  • Taxonomiestufe 1 ist ungenügend für die Hochschullehre.
  • Studierende können eine Definition oder eine Formel in eigenen Worten wiedergeben, ohne sie auf relevante Sachverhalte anzuwenden.
  • Studierende haben grundsätzlich verstanden, worum es geht, können aber ihr Wissen nicht in eine Handlung umsetzen.
  • Diese Stufe ist wichtig, wenn es z. B. um Fachbegriffe geht.
  • Beginn des prozeduralen Lernens.
  • Studierende haben z. B. eine Formel in der Mathematik verstanden (Stufe 2) und können sie auf Stufe 3 selbständig zur Lösung einer Aufgabe nutzen.
  • Studierende setzen Fachbegriffe in einer Diskussion korrekt ein, nachdem sie auf Stufe 2 gelernt haben, sie voneinander zu unterscheiden.
  • Mindestniveau für akademisches Lernen, lt. Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR).
  • Studierende können eine ihnen unbekannte Situation analysieren, indem sie selbständig und begründet entscheiden, welche Definitionen oder Formeln dafür benötigt werden.
  • Studierende entwickeln eigene Hypothesen oder Pläne, um ein Ziel zu erreichen.
  • Nach einer Analyse der Ausgangslage wird etwas Neues entwickelt.
  • Studierende entwickeln Kriterien, nach denen Pläne oder Hypothesen evaluiert werden können.

Praktische Hinweise

Denken Sie immer aus der Sicht der Studierenden! Dank transparenter Formulierung von Lernzielen und Anforderungen können die Studierenden ihren eigenen Lernprozess aktiv mitgestalten. Solange das reine Wissen im Vordergrund steht, besteht die Gefahr, dass die eigentlich erwünschten komplexeren Denkvorgänge, das prozedurale Wissen (Knowing How), didaktisch bei den meisten Studierenden nicht erreicht werden.

Das KompetenzModell (kurz KomM) der TH Köln kann Sie hier unterstützen: Es schützt bei konsequenter Anwendung davor, Studierende aus dem Augenschein in gut und schlecht zu unterteilen. Im Gegenteil: Es macht deutlich, dass in den verschiedenen Dimensionen des Modells jede*r Studierende Stärken zeigen kann, aber auch Herausforderungen bei der Bearbeitung von studienbezogenen Fragestellungen bewältigen muss.

Header-Bild: © golubovy/stock.adobe.com

  • Das ZLE ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung. Es bietet allen Hochschulangehörigen eine Plattform für den kollegialen Erfahrungsaustausch sowie Zugang zu aktueller Lehr- und Lernforschung und wissenschaftlicher Begleitung. Lehrende können mit hochschul- und mediendidaktischer Unterstützung Lehrkonzepte entwickeln, erproben, systematisch reflektieren und publizieren.

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